BeginnVortragendeTitel
10:30Michael Drmota
Technische Universität Wien
Die Zahl Pi - wie kann man sie berechnen?
11:15Karl Sigmund
Universität Wien
Wie groß ist ein Vieleck? Man muss nur zählen können!
12:00Leonhard Summerer
Universität Wien
So bekommt jeder sein Stück vom Kuchen
12:45Peter Balazs
ÖAW
Mathematik und Akustik
13:30Michael EngelMatheMagie
14:15Sandra Müller
Universität Wien
Das Unbegreifliche verstehen - die Faszination Unendlichkeit
15:00Herbert Edelsbrunner
IST Austria
Topologie und was sie mit Algorithmen und Daten zu tun hat
15:45Markus Faulhuber
Universität Wien
Die Radon-Transformation als Grundlage bildgebender Verfahren in der Medizin
16:30Christian Krattenthaler
Universität Wien
Von einem (mathematischen) Zaubertrick bis zur Fieldsmedaille

Die Zahl Pi - wie kann man sie berechnen?

Inhalt

Die Kreiszahl Pi = 3,14159... ist eine der wichtigsten Konstanten der Mathematik. Sie beschreibt nicht nur das Verhältnis zwischen Umfang und Durchmesser eines Kreises, sondern tritt in verschiedenen Zusammenhängen in der Mathematik oder auch in der Physik auf.

Obwohl sich die Mathematik seit über 2000 Jahren mit der Zahl Pi beschäftigt, birgt sie immer noch Geheimnisse, etwa über ihre Dezimalentwicklung.

Nach einem kurzen Streifzug durch die Geschichte der Zahl Pi wird in diesem Vortrag auf die Frage eingegangen, wie man die Zahl Pi berechnen kann. Bereits im 18. Jahrhundert kannte man über 100 Dezimalstellen, im Jahr 1949 - noch vor Einsatz eines Computers - über 1000 Stellen. Heute gelingt es mit modernen Rechenverfahren über 30 000 Milliarden Stellen zu berechnen.

Kurzbiographie

Michael Drmota studierte an der TU Wien ab 1982 Technische Mathematik und Elektrotechnik. Seit seiner Promotion im Jahr 1986 war er als Mathematiker weiterhin an der TU Wien tätig, ab 1990 als Dozent, ab 1997 als außerordentlicher Professor und seit 2006 als Universitätsprofessor für Diskrete Mathematik. Zahlentheorie und Kombinatorik sind Schwerpunkte seiner Forschungstätigkeit, diese geht in zahlreichen Beiträgen aber auch darüber hinaus. In den Jahren 2010 bis 2013 war Michael Drmota Vorsitzender der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft, von 2013 bis 2019 Dekan der Fakultät für Mathematik und Geoinformation der TU Wien. Außerdem ist er seit 2013 korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft. Im Jahr 2018 war Michael Drmota in leitender Rolle an der Gründung des TU Forum Mathematik beteiligt.

Wie groß ist ein Vieleck? Man muss nur zählen können!

Inhalt

Wer Vielecke kennt und kariertes Papier, kann auch den Satz von Pick verstehen. Sein einfacher Beweis erfreut alt und jung. Als Bonusmaterial verschwindet ein Quadrat vor aller Augen.

Kurzbiographie

Karl Sigmund ist ein emeritierter Mathematikprofessor der Universität Wien, der sich besonders für Spieltheorie und Wissenschaftsgeschichte interessiert.

Auf das Doktorat 1968 an der Universität Wien folgten mehrere Forschungsjahre in England, Frankreich und Israel sowie eine Professur in Göttingen. Karl Sigmund wurde 1974 als ordentlicher Professor an die Universität Wien berufen, an der er seit 2013 emeritiert ist. Sigmunds Hauptarbeitsgebiet ist die evolutionäre Spieltheorie, in der er bahnbrechende Resultate erzielte, insbesondere auch über die Evolution von kooperativem Verhalten. Sigmund ist wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Unter seinen zahlreichen internationalen Ehrungen sind ein Hauptvortrag beim Internationalen Mathematikerkongress 1998 sowie ein Ehrendoktorat der Universität Helsinki. Im letzten Jahrzehnt publizierte Karl Sigmund vielbeachtete Bücher zur Geschichte der Naturwissenschaften und gestaltete international erfolgreiche Ausstellungen und Dokumentarfilme.

So bekommt jeder sein Stück vom Kuchen

ao. Univ.-Prof. Dr. Leonhard Summerer (Universität Wien)

Inhalt

Selbst unter Berücksichtigung menschlicher Gefühle wie Misstrauen, Habgier und Neid vermag die Mathematik ein Verfahren anzugeben, das die Aufteilung jeglicher Beute unter beliebig vielen Personen erlaubt, und zwar so, dass keine der Personen Grund hat, auf eine andere neidisch zu sein. Man muss lediglich voraussetzen, dass diese Beute in beliebig kleine Stücke zerlegbar ist. Im Vortrag wird solch ein Verfahren für die neidfreie Aufteilung eines Kuchens unter drei Personen erklärt.

Dafür werden keinerlei mathematische Kenntnisse vorausgesetzt, lediglich ein wenig Phantasie, um sich in die Köpfe der drei Kuchenliebhaber hineinversetzen zu können und vielleicht etwas Geduld beim Gedanken an den Kaffee nach dem Vortrag.

Kurzbiographie

Leonhard Summerer hat von 1989 bis 1994 Mathematik an der Universität Wien studiert, war danach in den USA und in der Schweiz als Universitätsassistent tätig und ist seit 2001 außerordentlicher Universitätsprofessor an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien. Sein Forschungsschwerpunkt ist Zahlentheorie, insbesondere die simultane diophantische Approximation. Als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit der Fakultät ist er zugleich Ansprechpartner für Schüler*innen und Lehrer*innen hinsichtlich Studieninformation und -beratung.

Mathematik und Akustik

Inhalt

Akustik ist die Wissenschaft des Schalls und ist in unserem Leben ständig präsent, sei es bei der Kommunikation (Sprache), bei der Unterhaltung und Kunst (Musik) oder in der Lebensumgebung und Umwelt (Lärm). Wie in den meisten naturwissenschaftlichen Disziplinen spielt die Mathematik auch in der Schallforschung eine wichtige Rolle. Wir konzentrieren uns in diesem Vortrag auf die Zeit-Frequenz-Analyse. Schall hat drei wichtige Eigenschaften: Lautstärke, Tonhöhe und Dauer. Diese Daten lesen zum Beispiel auch Musiker*innen von ihren Notenblättern ab.

Wie aber können diese Größen aus einem Schallsignal herausgelesen werden? Wie kann mann das Gehörte sichtbar machen?

Dieser Vortrag beginnt mit einer Einführung in die mathematischen Grundlagen der Akustik. Der Vortrag wird von Audiobeispielen sowie -demonstrationen begleitet. Zum Abschluss wird anhand der Zeit-Frequenz-Verarbeitung gezeigt, wie Wissenschaft und Kunst verbunden sind.

Kurzbiographie

Peter Balazs hat an der Universität Wien Mathematik studiert und dort 2005 promoviert. Nach Aufenthalten in Frankreich und Belgien gründete er 2008 am Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften die Arbeitsgruppe Mathematik und Signalverarbeitung in der Akustik. Im Jahr 2011 wurde Peter Balazs an der Universität Wien habilitiert. Im selben Jahr wurde seine Forschung mit dem START-Preis des FWF ausgezeichnet. Seit 2012 ist Peter Balazs Direktor des Instituts für Schallforschung.

Peter Balazs widmet sich leidenschaftlich der anwendungsorientierten Mathematik für Akustik und Signalverarbeitung. Sein Ziel ist, neue Methoden und Modelle für die Akustik zu entwickeln und dabei gleichzeitig interessante Fragestellungen in der Mathematik zu finden (und zu beantworten).

MatheMagie

Inhalt

Warum ist aus mathematischer Sicht die Wahrscheinlichkeiten eines unglücklichen Ereignisses am Freitag den 13. (z.B. der Tag vor dem aktuellen Vortrag) am höchsten? Wie kann man mit Hilfe von Unterstufenmathematik als Zauberkünstler verblüffen? Wieso könnte auch ein Schimpanse Goethes "Faust" geschrieben haben?

Kurzbiographie

Michael Engel absolvierte in den Jahren von 1981 bis 1986 das Studium der Technischen Mathematik. Neben seiner 20 Jahre andauernden Tätigkeit als Mathematik-Lehrer an der HTL Mödling tritt er seit seinem Studium als "Angelo der Magier" auf und begeistert Jung und Alt als Zauberkünstler.

Michael Engel ist zudem Autor diverser Bücher, von denen "Die Namen der Zahlen" zu seinen aktuellsten zählt.

Das Unbegreifliche verstehen - die Faszination Unendlichkeit

Inhalt

Jeder kennt sie, sie ist immer da, aber nie so richtig - die Unendlichkeit. Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen, dass etwas unendlich groß ist? Gibt es nur die eine Unendlichkeit oder zwei oder vielleicht sogar ganz viele?

Wir werden diese Fragen und natürlich auch die dazugehörigen Antworten etwas genauer unter die Lupe nehmen. Dabei wird sich nicht nur zeigen, wozu Mathematik in der Lage ist, sondern wir werden uns auch auf den Weg zu den Grenzen der Mathematik machen, wie sie zum Beispiel von Cantor und Gödel aufgezeigt wurden. Diese Grenzen besser zu verstehen - getreu nach dem Spruch von Oliver Tietze "Wer mit dem Feuer spielen will, muss wissen, wo das Wasser steht" - ist noch heute Gegenstand mathematischer Spitzenforschung.

Kurzbiographie

Sandra Müller hat bereits während ihrer Schulzeit für Mathematik gebrannt und schon ab der 6. Klasse Vorlesungen in Mathematik und Informatik an der Universität Münster besucht. Im Jahr 2011 hat sie dort den BSc Mathematik sowie den BSc Informatik und im Jahr darauf den MSc Mathematik sowie den MSc Informatik mit Auszeichnung abgeschlossen. Im Jahr 2016 hat sie, gefördert durch die Studienstiftung des deutschen Volkes und die Deutsche Telekom Stiftung, im Fachgebiet mathematische Logik an der Universität Münster promoviert. Seit 2017 ist Sandra Müller Universitätsassistentin am Kurt Gödel Research Center der Universität Wien.

Topologie und was sie mit Algorithmen und Daten zu tun hat

Inhalt

Im letzten Jahrhundert hat sich die Topologie aus der Geometrie zu einem mächtigen Gebiet innerhalb der Mathematik entwickelt. In der Jetztzeit der großen Datenflut werden wir Zeuge, wie sich die Topologie durch ihre Verbindung mit Algorithmen dramatisch für Anwendungen außerhalb der Mathematik öffnet.

Kurzbiographie

Herbert Edelsbrunner promovierte 1982 an der Technischen Universität in Graz. Von 1982 bis 1985 forschte er in Österreich, von 1985 bis 1999 in Illinois und seit 1999 in North Carolina, bis er 2009 nach Österreich ans IST Austria zurueckkehrte. 1991 erhielt er den Waterman Award vom amerikanischen Wissenschaftsfonds (NSF), 1996 gründete er Raindrop Geomagic und 2018 erhielt er den Wittgenstein Preis vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF). Er ist Mitglied der amerikanischen, deutschen, und österreichischen Akademien der Wissenschaften. Seine primären Forschungsgebiete sind die algorithmische Geometrie sowie die algorithmische Topologie.

Die Radon-Transformation als Grundlage bildgebender Verfahren in der Medizin

Inhalt

Im Jahr 1917 veröffentlichte Johann Radon einen Artikel über eine neue Integraltransformation, welche er selbst nur als Spielerei ohne großen Nutzen sah. Die Arbeit fand in den darauffolgenden 50 Jahren auch keine übermäßige Beachtung. Erst lange nach Radons Tod wurde klar, welche Bedeutung seine Arbeit tatsächlich hat. Auf Grundlage der nach ihm benannten Radon Transformation und mit Hilfe neuer Technik, nämlich dem Computer, schufen Allan Cormack und Godfrey Hounsfield unabhängig voneinander die Grundlagen moderner bildgebender Verfahren in der Medizin. Sie erhielten 1979 gemeinsam den "Nobelpreis für Physiologie oder Medizin" für die Entwicklung der Computertomographie.

In diesem Vortrag werden wir die mathematischen und physikalischen Grundlagen von Röntgen-CT-Geräten näher erläutern. Weiters soll uns der Vortrag die Wichtigkeit der reinen Neugier der Mathematik und der Grundlagenforschung im Allgemeinen vor Augen führen.

Kurzbiographie

Markus Faulhuber schloss das Doktoratsstudium an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien 2017 mit Auszeichnung ab. Seine Dissertation "Extremal Bounds of Gaussian Gabor Frames and Properties of Jacobi's Theta Functions" wurde von der Universität Wien mit einem DocAward ausgezeichnet. Im Rahmen eines Erwin-Schrödinger-Stipendiums des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) verbrachte Markus Faulhuber anschließend zwei Jahre lang an der NTNU Trondheim in Norwegen. Seit August 2019 ist er Universitätsassistent an der Universität Wien.

Von einem (mathematischen) Zaubertrick bis zur Fieldsmedaille

Inhalt

Ich werde erklären, wie man Karten im Stile des Patience-Legens sortieren kann. Die Frage nach der Effizienz dieses Sortiervorgangs motiviert eine Verfeinerung, die faszinierende Eigenschaften besitzt. Eine davon schlägt sich in dem im Titel erwähnten Zaubertrick nieder. Eine andere führt zu tiefen mathematischen Problemen, deren Lösung (unter anderem) Andrei Okounkov im Jahr 2000 die Fields-Medaille (der renommierteste Preis in der Mathematik) einbrachte.

Kurzbiographie

Christian Krattenthaler ist Professor und seit 2016 Dekan an der Fakultät für Mathematik der Universität Wien. Er promovierte 1984 bei Johann Cigler. Parallel zu seinem Mathematikstudium studierte er Konzertfach Klavier an der (damaligen) Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, das er 1986 mit dem Konzertdiplom abschloss. Von 2002 bis 2005 war Christian Krattenthaler Professor für Mathematik an der Université Lyon-I, bevor er den Ruf an die Universität Wien erhielt. Sein Hauptfachgebiet ist die Kombinatorik. Für seine Forschung wurde er 2007 mit dem Wittgenstein-Preis ausgezeichnet.

Christian Krattenthaler ist korrespondierendes Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Mitglied der Academia Europaea und Fellow der American Mathematical Society.